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Kursangebot: Burnout-Prophylaxe

Im August findet wieder ein Kurs rund um die Themen Stressmanagement und seelische Gesundheit im Gästehaus statt.

Ein Kursbesuch.

Die Geschichten, die die 13 Menschen zwischen 30 und 65 Jahren aus allen Ecken Deutschlands im Gästehaus der Abtei Münsterscharzach erzählen, sind grundverschieden: Martin, Geschäftsführer eines Wirtschaftsunternehmens, gerät massiv unter Druck, wenn er länger mit Narzissten zu tun hat oder jemand Hilfe braucht und keiner sich zuständig fühlt. Krankenschwester Juliane hat fast täglich das Gefühl, dass alle gleichzeitig alles von ihr wollen und sie ein Krake sein müsste, um alles zu bewältigen. Für Katharina ist Dienst nach Vorschrift keine Option, sie muss zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit erledigen und kann zu Hause nicht mehr abschalten. Und Theresa kümmert sich seit Monaten intensiv um ihren Vater, der zum Pflegefall geworden ist; nun liegt der 90-Jährige seit Wochen im Sterben und sie hat plötzlich gemerkt: „Ich kann nicht mehr.“

Genau dieses Gefühl eint die sieben Frauen und sechs Männer und deshalb sitzen sie gemeinsam im Kurs „Burnout-Prophylaxe“ bei Petra Keller. Die Sozialpädagogin und Gestaltpädagogin arbeitet freiberuflich als Coach und Trainerin für Stressbewältigung und psychosoziale Gesundheit. Sie registriert mit Besorgnis, dass jegliche Formen psychischer Belastung zunehmen – und zwar in allen Altersgruppen. Zu Stress im Job, Zeitdruck und Personalmangel kommen meist fehlender privater Ausgleich und familiäre Belastungen.

Neben äußeren Faktoren spielen hinderliche Einstellungen und innere Antreiber eine entscheidende Rolle: Glaubenssätze wie „Du darfst nicht Nein sagen, Du bist für alles verantwortlich, Du musst immer perfekte 120 Prozent geben“ machen uns irgendwann kaputt, so Keller. Nach einem Burnout vor zehn Jahren weiß die 52-Jährige ganz genau, wie es sich anfühlt, am Ende der Kraft zu sein: „Als leitende Angestellte im Personalwesen mehrerer Industrieunternehmen hatte ich verantwortungsvolle und spannende Aufgaben, wollte allem und jedem gerecht werden, war nie mit mir selbst zufrieden, musste immer noch etwas mehr geben.“ Bis es irgendwann nicht mehr ging und ihr ein Psychologe knallhart sagte: „Sie können leben oder sterben.“ Daraufhin hat Keller intensiv an sich selbst gearbeitet und gibt ihr Wissen nun an andere weiter.

Um die Mechanismen im eigenen Körper zu verstehen, geht es im Kurs zunächst um Hintergrundwissen. Warnsignale wie Schlafstörungen, Gereiztheit, Grübel-Karussell, Ruhelosigkeit, Erschöpfung, wiederkehrende Traurigkeit und Fragen nach Sinn sowie Rücken- oder Magen-Darm-Beschwerden sollte man unbedingt wahr- und ernstnehmen, rät Keller. Auch die Kenntnis eigener Stressoren und der körperlichen Abläufe seien unerlässlich, denn: „Stress funktioniert heute noch wie beim Steinzeitmenschen, nämlich als automatisierter Ablauf aus Reiz, Bewertung und Reaktion.“ Der Unterschied liegt allein darin, dass der moderne Mensch stressenden Reizen viel häufiger ausgesetzt ist und rasch in eine Endlosspirale gerät.

Die Frage, wie man aus der Endlosspirale herauskommt, gehört zum Herzstück des Kurses: „Am Wichtigsten ist zu akzeptieren, dass es so nicht weitergeht, denn: Wer nur noch gibt und nicht nimmt, gefährdet sich selbst“, sagt Keller und verweist auf „Die Schale der Liebe“ von Bernhard von Clairvaux. In Momenten maximaler Belastung gelte es dann vor allem, sich kurz aus dem Hamsterrad herauszunehmen, Distanz zu gewinnen und einen Stopp vor der automatisiertem Reaktion einzulegen. Praktische Abhilfe bei akutem Stress versprechen auch die „Atemübung 4711“, bei der man länger aus- als einatmet, und das „Erlauber-Männchen“ auf der Schulter, das den inneren Antreibern Paroli bietet: „Auch Du darfst Nein sagen, 90 Prozent genügen völlig, hör auf, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.“

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Für eine wirkungsvolle Prophylaxe im Alltag sorgen bewusste Abgrenzung, Achtsamkeit und regelmäßige Genuss-Momente. Die Besinnung auf eigene Stärken und Fähigkeiten, der Kontakt zu Menschen, die gut tun, Sport, Entspannungsübungen und Hobbys helfen dabei, den Akku nachzuladen, bevor er leer läuft. Und auch Glaube und das Vertrauen in etwas Höheres sind offenbar für viele eine Hilfe: „Da ist einfach jemand, mit dem ich reden, dem ich alles hinhalten und an den ich abgeben kann“ – als bewusster Break bei den Gebetszeiten der Benediktiner oder ganz spontan zwischen zwei Telefonaten.

Am Ende nehmen die Teilnehmenden sehr viel Praktisches für den Alltag mit, fühlen sich „nicht mehr hilflos bei der Prophylaxe“. Zugleich haben alle einen individuellen Notfallplan in der Tasche, der dabei hilft, mit den eigenen Belastungen umzugehen. Denn: Ziel ist am Ende kein Zurück ins Hamsterrad, sondern besser mit Stress umgehen zu können, um „mehr Leben“ zu haben.

Anja Legge

Der nächste Kurs mit Petra Keller findet vom 25. bis 28. August 2025 im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach statt: Burnout-Prophylaxe. Wo stehe ich und was kann ich jetzt für den Erhalt meiner seelischen Gesundheit tun? / Kurs 25.251